Arnold Sommerfeld Center
print


Breadcrumb Navigation


Content

Inception of the ASC

Ausflug ins Paralleluniversum

Arnold-Sommerfeld-Zentrum für Theoretische Physik eröffnet

Von seinem Büro hat Dieter Lüst einen wunderbaren Ausblick auf die Pinakothek der Moderne mit der mächtigen Rotunde. Auf den ersten Blick hat der Professor für Mathematische Physik an der Ludwig- Maximilians-Universität München nichts mit moderner Kunst zu tun, wobei manche Menschen sagen, dass die Schönheit der Gleichungen in der modernen Physik durchaus auch etwas Künstlerisches habe. Doch an eine Parallele erinnert der Ausblick schon: Dort drüben im modernen Museumsbau wird die Kunst des 20. Jahrhunderts ausgestellt. Und das 20. Jahrhundert, vor allem seine erste Hälfte, war auch eine Hochzeit der Theoretischen Physik, mit herausragenden Forschern wie Albert Einstein oder Max Planck. Wenn an diesem Mittwoch in München das Arnold-Sommerfeld-Zentrum für Theoretische Physik (ASC) eröffnet wird, will man an diese Tradition anknüpfen. Leibniz-Preisträger Lüst wird der erste Sprecher des ASC. Hohe Ansprüche also, schließlich war Arnold Sommerfeld einer der Mitbegründer der modernen Theoretischen Physik und ein hervorragender Lehrer. Zu seiner Schule gehörten Nobelpreisträger wie Peter Debye, Wolfgang Pauli, Werner Heisenberg und Hans Bethe. Von Sommerfeld ist überliefert, er habe von Anfang an danach gestrebt, in München "eine Pflanzstätte der Theoretischen Physik zu gründen". Irgendwie, so scheint es, will man nun wieder zurück in diese goldene Zeit der Theoretischen Physik, in der die Beziehungen familiärer waren. Nur nennt man es heute Exzellenzzentrum und nimmt sich amerikanische Einrichtungen wie das Kavli-Institut für Theoretische Physik der Universität von Kalifornien zum Vorbild. Auch deshalb, weil es offenbar viele Nobelpreisträger hervorbringt wie jüngst David Gross. Den Eröffnungsvortrag wird der Kosmologe Andrei Linde über Anfang und Ende des Universums halten. Eine alte Frage und zugleich eine hochmoderne, wie Lüst findet. Und eine, die hervorragend zum neuen Zentrum passe. Schließlich könne man anhand der Kosmologie wunderbar sehen, dass die zugrunde liegende Mathematik auch auf andere Disziplinen der Physik anwendbar sei. Beispiel Stringtheorie, der Dieter Lüst bereits ein paar Lebensjahre gewidmet hat und die als Kandidat für die ersehnte, alles erklärende Theorie der Physik gilt. Auch wenn sie auf einer relativ einfachen Gleichung beruht, ist das große Problem, sie mit den Standardannahmen zu verbinden. Alle verschiedenen Elementarteilchen-Sorten manifestieren sich nach dieser Theorie als unterschiedliche Anregungszustände einer einzigen Art von Objekten, so genannten Strings. Die stellt man sich als eindimensionale Fäden vor, die wie Saiten in einem vieldimensionalen Raum schwingen. Mit immer neuen Bedingungen, die die wirkliche Welt beschreiben, passt man Schritt für Schritt das Modell an. Ein mühsamer Weg. Ob er manchmal darüber nachdenke, dass er so viel Mühe auf eine Theorie verwende? "Ja", sagt Lüst und lacht. Aber die Schönheit der mathematischen Strukturen bleibe ihm ja. "Das ist wie eine Parallelwelt in unseren Köpfen."

Sources

  1. Official press release of the LMU concerning the inauguration of the ASC on January, 19, 2005
  2. Süddeutsche Zeitung Nr.14, Mittwoch, den 19. Januar 2005 , Seite 10, Hubert Filser